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Last Call. Wer an diesem Wochenende in London ist kann sich, bei voraussichtlich regnerischem Wetter,die Ausstellung „Undressed:A brief history of underwear“ anschaun.

Rund 200 Exponate, vier Fünftel Damen, ein Fünftel Herren veranschaulichen die lange und durchaus komplizierte Geschichte der Unterwäsche. Auch Dessous, Lingerie, um der ganzen Ausstellung auch einenSpin von Sexyness mitzugeben. Sie werden verstehen wie wir das meinen.

Liebestöter, Reifrock, Korsage-Der Mensch und Unterwäsche, das ist, wie man dort lernt, eine komplizierte Geschichte. Obendrein auch eine von Missverständnissen, Fehldeutungen und kleinen und größeren Sensationen. Sie beginnt – in der Antike, als die Damen bereits Bänder trugen (oben) und die Herren Leinentücher (unten), vermutlich jedenfalls. Und setzt sich munter fort mit Korsetts aus Fischbein und Metall und später mit Krinolinen, in jeder Hinsicht ausladenden Reifröcken mit Metall-Gestänge, die männliche Zeitgenossen wohl eher wenig entflammten, die Röcke aber sehr wohl. 3000 tödliche Unfälle Mitte des 19. Jahrhunderts allein in England. Außerdem verhedderten sich die Monstren regelmäßig in Kutschenrädern und kamen ergo wie Pferdefuhrwerke aus der Mode. Immerhin, vom tödlichen Reifrock bis zum verführerischen Büstenhalter waren es dann nur noch ein paar Jahrzehnte.

Die Kuratorin der Ausstellung Edwin Ehrmann hat seit November 2014 Unterwäsche gesammelt. Historische Korsetts, Reifröcke, Roben, Kaftane, Büstenbänder, Stützgürtel, Boxershorts, Slips, BHs, Negligés, Pyjamas, und ja auch, hoppala, aufwachen, ein wenig Latex und ein wenig Fetisch für Damen und Herren mit Passion für Rollenspiele. Nicht ganz unbritisch, wie wir meinen, oder dann doch auch wieder nicht nur.

Archäologen stießen bei Umbauarbeiten in Schloss Lengenfeld im Osten von Tirol vor wenigen Jahren, auf die Mutter aller BHs. Ein sogar spitzenbesetztes Textil aus dem 15.Jahrhundert, und von Schnitt und Größe derart en vogue, dass ein amerikanischer Online-Händler bereits Replikate verhökert hat. Die Geschichte der Busentracht musste daher um pralle 400 Jahre zurück datiert und umgeschrieben werden. Extremely exciting-sozusagen.

Auch das kann man sich in der Ausstellung „Undressed“ in Hülle und Fülle ansehen. Leinen und Latex, moderne Wonderbras, „Bust extender“ und „ Ultrabras“, Liebestöter und Spitzenhöschen.Solche Dinge erfährt man dort. Es ist eine lehrreiche Exkursion unter die Gürtellinie.

Aber auch deren „ Breakthrough moments“. Man erinnere sich an die ikonische H&M Werbung von David Beckham. Der Slip des Fussballer-Models, viel verriet über das was drin ist. Kurven hinten und vorn. Moderne Fußballer-Trikots und kurze Hosen sind ja mithin eine Analogie zur Unterwäsche. Schlüpferstürmer halt.Das bringt uns aber über den Pyjama zum „Tracksuit“, in deutsch: Jogginganzug. Offensichtlich ein chronisch unterbewertetes Kleidungsstück, das im weiteren Sinne auch in den Bereich der Unterwäsche fällt.

Eigentlich auch als Schlafzimmermode angesehen, wird er nicht nur im Vereinigten Königreich beim Fernsehschauen oder zum Kurzeinkauf im Supermarkt getragen. Echte Mode, da Streetwear mit urbanem Chic von diversen Modedesignern.

Der Höhepunkt der Ausstellung über zwei Etagen ist die Abteilung „Revelation“ und „Temptation“, Enthüllung und Verführung, ebenfalls „very exciting“. Da wird gezeigt, dass man zeigen darf, andeutungsweise, was verborgen ist. Die größte Kraft liegt in der Andeutung, und die Gedanken sind frei.

Was fehlt in der Ausstellung. Eigentlich nix. Außer vielleicht, der in der Tradition des britischen Militärs entstandene, in der Ausübung als Kolonialmacht, Begriff „to go commando“. Heisst, dass man einfach nix drunter trägt. Vorwiegend wegen besserer Frischluftzufuhr in heißen Gegenden. Das wär dann aber wohl wieder „Stoff“ für eine andere Ausstellung.

Wer keine Zeit mehr hat, hier geht´s virtuell zur Ausstellung

http://www.vam.ac.uk/content/exhibitions/exhibition-undressed-a-brief-history-of-underwear/

-Ends-  Images VA Museum, Agent Provocateur

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