#flashback #lamborghini #gallardo #future #classic #retro #test
Lamborghini als Marke ist ein Kind des Zorns.
Wir erinnern uns. Der Traktorfabrikant Ferruccio Lamborghini ärgerte sich dermaßen über die Arroganz von Enzo Ferrari, dass er mit seiner eigenen Sportwagenproduktion begann.
Die Wut der Geburtsstunde wurde über die Jahre konserviert und unter Audi-Führung kultiviert. Lamborghini wirkt mutiger im Design, heftiger im Auftritt, und bietet scheinbar mehr von allem. Zylinder, Antriebsräder, PS.
Erstmals veröffentlicht 2006.
Das Design des Gallardo stellt also den diametralen Gegenentwurf zum Ferrari F 430 dar. Kantig statt rund. Brutal statt geschmeidig. Ein Stealth-Fighter für die Strasse quasi, leider aber ohne Abschirmfunktionen gegen Radar. Ein Geschau-süddeutsch für Hingucker- ist er allemal. Selten hat ein Testwagen so freundliche und begeisternde Reaktionen beim Publikum ausgelöst.
Daumen hoch, ca. 100 fotohandybewehrte niederländische Soldaten, an der Autobahntanke aus einem Bus kugelnd, Designdiskussionen in nachfolgenden Autos in Tempolimitzonen, Begeisterung allenthalben.
Aber, liebe Gallardo-Fahrer, bleiben sie charakterfest. Immer ist das Auto gemeint,nicht Sie. Unerkannt kommen Sie jedoch nicht nach Hause.
OK. Wir fahren. Bevor wir das weite Geläuf der Landstrasse aufsuchen, machen wir noch den Urban-Check. Zu meinem Erstaunen besitzt der Gallardo veritable Flanier-Fähigkeiten, man kann sich durchaus die tägliche Bürofahrt vorstellen. Eine gewisse Antizipations-und konzeptionelle Vorgehensweise in Sachen Parkraum ist sicherlich angebracht, aber die Türschwellersitzrückwärtspublikumswirksam Fahrritte aus Countach-Zeiten sind passé. Na gut, die Rückfahrkamera ist bei Sonneneinfall nichtwirklich hilfreich, aber mit ein wenig Übung kommt man zurecht.
Jetzt aber der Landstrassen-Lackmustest. Lamborghini-Fahren ist Arbeit. Ein Supersportler mit 520 PS im winkligen Geläuf einer deutschen Landstrasse 2.Ordnung erfordert alle Sinne, die Synapsen laufen auf Höchstleistung.
Man hat was zu tun.
Auf jede Ecke kommt man um ein Hauseck schneller zu, als etwas in einem Porsche. Es gilt den idealen Rhythmus zu finden, und die Fuhre optimal in Schwung zu halten, damit es nicht eckig wird. Dazu müssen die phänomenalen, aber bissigen Bremsen optimal dosiert werden.Das gilt auch für die 6 Gänge im nostalgischen open gate.
Kleine Anmerkung am Rande, der Chefredakteur ist Nostalgiker, Fan des historischen Rennsports, und ergötzt sich noch an sichtbarer Mechanik. Beim nächsten Mal aber bitte state of the art. Also E-Gear bitte.
Dazu bekommt das ESP, trotz Allrad, ordentlich was zu tun. Wir haben das ESP bei unserer Testfahrt auf leicht feuchter Strasse nicht abgeschaltet. Wir empfehlen das auch sonst, außer auf der Rennstrecke, nicht zu tun. 520 PS beißen rücksichtslos zu, ausserdem regelt das ESP erst sehr weit oben progressiv ab, und lässt sogar leicht-dynamische Drifts zu.
Ach so, für die Rally Fahrer unter unseren Lesern, no corner-cutting please. Das mag der Gallardo absolut nicht.
Hier reden wir aber schon von sehr extremer Herangehnsweise. Ansonsten reicht die Haftung im normalen Strassenverkehr bis zum St. Nimmerleinstag, und ist auchauf der Autobahn so überdrüber, dass auch langgezogene Autobahnkurven an die 300 km/h nicht für schweissnasse Momente sorgen. Auch da beruhigt die phänomenale und zahnfleischverschiebende Stopping-Power der Bremsen des Gallardo.
Das Fazit.
Der Gallardo ist ein Gipfel des modernen Sportwagenbaus. Das Wenige, das drüber liegt, mag stärker, schillernder, vor allem aber teurer sein, aber nicht exorbitant besser und stimmiger. Wer nach mehr verlangt, gehe noch einmal in sich.
-Ends-
images beyondcoolmag,Automobili Lamborghini S.p.A. copy mk