#PhillipPlein #HighFashion #KingofBling
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Laut, lauter, Plein: Der deutsche Modemacher Philipp Plein setzt auf neureiche Proll-Ästhetik und grelle Rock-’n‘-Roll-Attitüde. Der Erfolg gibt ihm recht Selbstinszenierung ist in der Mode die halbe Miete. Und wie sich Philipp Plein, 1978 in München geboren, auf Instagram in Szene setzt, ist fast schon surreal: Er lenkt lässig ein sündteures Sportcabrio, sein Hemd stets eine Spur zu weit aufgeknöpft, während sich seine Freundin, das rumänische Model Andreea Sasu, das sich seinen Vornamen auf die Hand hat tätowieren lassen, sexy an ihn schmiegt. Dazu Hashtags wie #dynasty oder #nobodycanstopus. Das Leben als Soap-Opera: Reich und Schön auf der Überholspur. Understatement war gestern, man zelebriert seinen Wohlstand, zeigt, was man hat.
Die „New York Times“ nannte den Arztsohn, der seinen ersten Shop in der Szenediskothek P1 aufzog, „the unapologetic king of bling“. Der „König des Bling“ ist bekennender Maximalist: „Laut, lauter, Plein“, lautet sein Lebensmotto. Mit seinen protzigen Swarovski-Totenköpfen, seinen „Fuck U“- und Dollar-Zeichen-Prints, seinen Nietenbikerjacken, auf denen groß das Plein-Logo prangt, und seinen zerrissenen Jeans, wirkt er wie ein Adoptivkind des US-Designers Ed Hardy, der in den angeberischen Nullerjahren mit seinen nicht gerade dezenten Tattoomotiven den Zeitgeist prägte. Plein war sich in seiner Karriere für nichts zu schade: 2008 stattete er Heidi Klum und die Teilnehmerinnen von „Germany’s Next Topmodel“ mit einer Heavy-Metal-Kollektion aus. Wiedererkennungseffekt Dem Jungdesigner war früh klar: Aufmerksamkeit ist das Wichtigste im Geschäft. „Eine Marke, die keiner kennt, ist keine Marke“, sagt er im Interview, das erst nach mehreren Anläufen zustande kommt, weil er die ganze Zeit herumjettet, um neue Filialen zu eröffnen.
Model Winnie Harlow
Selbstinszenierung ist in der Mode die halbe Miete. Und wie sich Philipp Plein, 1978 in München geboren, auf Instagram in Szene setzt, ist fast schon surreal: Er lenkt lässig ein sündteures Sportcabrio, sein Hemd stets eine Spur zu weit aufgeknöpft, während sich seine Freundin, das rumänische Model Andreea Sasu, das sich seinen Vornamen auf die Hand hat tätowieren lassen, sexy an ihn schmiegt.
Dazu Hashtags wie #dynasty oder #nobodycanstopus. Das Leben als Soap-Opera: Reich und Schön auf der Überholspur. Understatement war gestern, man zelebriert seinen Wohlstand, zeigt, was man hat.
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Internet Beau Jeremy Meeks
Plein versteht es zudem, Models zu casten, die für Rebellion und Rock ’n‘ Roll stehen. Diesen Februar ließ er auf der New Yorker Fashion-Week das Internetphänomen Jeremy Meeks laufen – der 33-jährige Bad Boy wurde 2014 durch ein sexy Polizeifoto, das ihn kurz nach der Verhaftung zeigte, berühmt. Und gerade wurde bekannt, dass Plein einen Zweijahresdeal hat, den US-Boxchampion Floyd Mayweather auszustatten.
Die „New York Times“ nannte den Arztsohn, der seinen ersten Shop in der Szenediskothek P1 aufzog, „the unapologetic king of bling“. Der „König des Bling“ ist bekennender Maximalist: „Laut, lauter, Plein“, lautet sein Lebensmotto. Mit seinen protzigen Swarovski-Totenköpfen, seinen „Fuck U“- und Dollar-Zeichen-Prints, seinen Nietenbikerjacken, auf denen groß das Plein-Logo prangt, und seinen zerrissenen Jeans, wirkt er wie ein Adoptivkind des US-Designers Ed Hardy, der in den angeberischen Nullerjahren mit seinen nicht gerade dezenten Tattoomotiven den Zeitgeist prägte.
Plein war sich in seiner Karriere für nichts zu schade: 2008 stattete er Heidi Klum und die Teilnehmerinnen von „Germany’s Next Topmodel“ mit einer Heavy-Metal-Kollektion aus.
Wiedererkennungseffekt
Dem Jungdesigner war früh klar: Aufmerksamkeit ist das Wichtigste im Geschäft. „Eine Marke, die keiner kennt, ist keine Marke“,
„Der Wiedererkennungseffekt ist wichtig: Ein schwarzes T-Shirt von Armani zu kaufen, auf dem nicht Armani steht, ist doch sinnlos.“ Plein ist ein nervöser Typ, der schnell und viel redet. Einer, der ständig unter Strom steht, Fragen ausweicht, die er nicht hören möchte, aber, wenn es um das Business geht, ziemlich genau weiß, was er will.
Er hat einen Wohnsitz in der Schweiz, besitzt in Cannes eine Villa mit Pool und hat kürzlich auf der sündteuren New Yorker Upper East Side ein Townhouse für 25 Millionen Dollar erworben: Sechs Stockwerke, das Wohnzimmer glitzert durch seine Kronleuchter so hell, dass Passanten oft stehen leiben und geblendet hochschauen. Plein hat das mehr als opulente Interieur persönlich entworfen.
Keine Frage: Liberace hätte sich hier sofort wohlgefühlt. Lange lächelte die Branche über ihn, nannte ihn ein dahergelaufenes Großmaul, das niveaulose Mode für Reiche macht. Doch der Umsatz gibt ihm recht, mittlerweile ist Plein neben Karl Lagerfeld der erfolgreichste deutsche Modeexport. Und das Label ist gerade dabei, massiv auszubauen, weltweit werden neue Shops eröffnet, vor allem in Asien boomt die Marke.
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Spaß muss man haben: der deutsche Modemacher Philipp Plein und zwei seiner Models, fotografiert bei seiner jüngstenModeschau in Mailand.
Man erhofft sich dieses Jahr eine Steigerung um 35 Prozent auf 270 Millionen Euro Umsatz. Erweitert wurde das Portfolio vor kurzem um eine Sportlinie und um das Label Billionaire Couture. Auch für den Nachwuchs gibt es Passendes: „Kinder lieben alles, was glitzert!“, sagt Plein.
Was ist Mode, was Marketing? Das ist kaum zu trennen. Gleichzeitig benennt Plein Dinge, die seine Kollegen gern ausblenden. „Kleidung steht längst nicht mehr im Mittelpunkt, Mode ist viel zu schnelllebig geworden, was heute Trend ist, ist morgen wieder vorbei“, analysiert er. „Es geht nicht um die Produkte, wir verkaufen einen Traum, einen Lifestyle. Ein T-Shirt kannst du auch bei Zara für 15 Euro kaufen, bei High-Fashion-Labels kostet dasselbe Shirt aus dem gleichen Material mindestens 120 Euro.“
Imagepflege
Plein investiert viel Geld in seine Imagepflege, Träume verkaufen sich schließlich nicht von selbst. Seine Fashion-Shows sind gigantische Partys, extravagante Events: Er ließ einen Ring mit echten Boxern aufstellen, einen Freizeitpark mit einem Kettenkarussell errichten, Cadillacs cruisten über den Laufsteg, Fergie performte ihren Hit „M.I.L.F. $“ und die 2000er-Trash-Ikone Paris Hilton gab sich ein Stelldichein.
Pleins Stylistin-die frühere Vogue Chefin Carine Roitfeld
Rapper wie Snoop Dogg und Lil Wayne sind schon bei ihm aufgetreten. Für die Show F/S 2018 wurde eine Rennbahn gebaut, auf der Sportwägen und Motorräder atemberaubende Stunts inklusive Feuershow ablieferten, die Mode erinnerte an das High-School-Musical „Grease“.
Mode ist Entertainment
Plein hat eine wichtige Lektion verstanden: Mode ist Entertainment. Auch bei Chanel redet keiner über die Kleider, wenn Karl Lagerfeld eine Rakete im Pariser Grand Palais starten lässt. Fashion ist ein großer Zirkus, die Kundschaft möchte unterhalten werden. Und Plein ist ein geschickter Dompteur, der seiner Klientel coole Hip-Hop-Attitüde und Popkultur verkauft.
Wer kann, der muss – das ist das Gestaltungsprinzip der Verkaufsstätten für Pleinmode. Dieser selbstverständlich im Goldton eingerichtete Laden in Antwerpen wurde in einem alten Banksafe eröffnet
Dass er nie einen Kredit aufnehmen musste, um sein Imperium aufzubauen, darauf ist der Selfmademan, der auch nie Mode studiert hat, mächtig stolz. Um seine Mode zu erklären, zieht Plein gern Vergleiche zur Autoindustrie: „Alle glauben, wer einen Ferrari oder einen Lamborghini fährt, wäre ein Zuhälter. Aber das stimmt nicht: Alles, was laut ist, spricht die Leute an, jeder will doch auf einer Party auffallen.“
Er ist davon überzeugt, dass auch seine Kundschaft im Grunde nichts Neues braucht, der Markt ist übersättigt. „Weil es schon alles gibt. Du kannst die Hose nicht neu erfinden, hat ja keiner in den letzten Jahren geschafft. Gewinner ist, der es am besten versteht, seine Marke als begehrenswert zu positionieren.“
Remix
Schon während seines Jusstudiums begann Plein, simple Edelstahlmöbel mit Krokoleder zu pimpen. Auf einer Messe in Paris behängte er seine Kleiderständer, damit sie nicht so leer aussehen, mit Vintage-Armyjacken, die er zum Kilopreis gekauft und mit Totenköpfen aus Swarovski-Kristallen beklebt hatte.
Ständig wurde er gefragt, was die Jacken denn kosten würden. Eigentlich wollte er sie gar nicht verkaufen, deshalb bot er sie für satte 300 Euro an. Sie gingen weg wie warme Semmeln.
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Und ein Konzept wurde geboren: Man muss in der Mode nicht originell sein. Es reicht, Bekanntes neu zu remixen. Plein hat keine berühmten Designer als Vorbilder. Seine Mode ist ein postmoderner Setzkasten, wenn man so will, sie ist die Kopie der Kopie der Kopie. Der berühmte Totenschädel, der in Alexander McQueens genuinem Werk so zentral war, ist Pleins Markenzeichen.
Plein ist der Kontrollfreak als Rocker, der Streber als Partykönig. In seinem New Yorker Stadtpalais hat er zwar einen Champagner-Room einbauen lassen, aber er mag keinen Alkohol und trinkt lieber Cola light. Bei seinen Partys wird auf den Tischen getanzt, aber um ein Uhr morgen sind sie stets zu Ende, weil die Leute schließlich arbeiten müssen.
Die wilden Selfies stehen dann ohnehin schon längst online. „Das Modebusiness sieht von außen immer glamouröser aus, als es ist“, sagt Plein. „Als Discobetreiber trinkt man ja auch nichts, man schaut, dass seine Gäste eine gute Zeit haben. Und das ist harte Arbeit.“
Nach einer halben Stunde Telefonieren ist sein Handyakku fast leer. Und auf Instagram muss er noch schnell eines seiner typischen Videos posten: Er filmt seine Füße mit den neuesten Plein-Sport-Sneakers und schwenkt die Kamera über den smaragdblauen Pool und seine riesige Terrasse. Mehr ist schließlich mehr. Oder wie das „Süddeutsche Magazin“ kürzlich schrieb: „Prunk is not dead“.
images Philipp Plein video youtube